Montag, 25. Juli 2016

Terror über Deutschland

Am Wochenende war unser allseits beliebtes Kulturwochenende. Aus unserer verschlafenen Stadt wurde eine vor Intellekt und Atmosphäre wabernder Ort. Kaum wieder zu erkennen. Alle Plätze und Gassen waren mit Menschen gefüllt, die bereit waren sich überraschen zu lassen, was hinter der nächsten Ecke auf sie wartet. Überall sammelten sich Gruppen und bewunderten die Darbietungen der internationalen Künstler, die für dieses Wochenende hier her gekommen waren um uns Provinzlern zu zeigen, daß das Leben nicht triste und grau sein muß, sondern leicht und beschwingt sein kann. Offen für neues und andersartiges. Ich saß auf dem Marktplatz und ließ mir ein Gläßchen Weinschorle schmecken und die Atmosphäre durch mich hindurch ströhmen. Genoß die sacht dahinplätschernde Swingmelodien der Band auf der Bühne, als es in der Fußgängerzohne einen mächtigen Schlag tat. Sofort war die Leichtigkeit dahin. Die Menschen um mich versteiften sich schlagartig und richtete den Blick dorthin woher der Knall gekommen war. Und jeder hatte den gleichen Gedanken im Kopf. Ist jetzt wirklich gerade hier in unserem Nest etwas schlimmes Passiert? Hat uns nun auch wie in München und Würzburg der Terror erreicht? Doch es gab keine Schreie und niemand begann vor irgendetwas davon zu laufen, also war wohl nichts passiert. Und doch war die Stimmung lange nicht mehr so gelöst wir noch kurz zuvor. Und da plötzlich noch mal eine laute Explosion. Nun wurden die Leute langsam neugierig. Sie gingen in Richtung des Geräusches und sahen nach was dort vor sich ging. Es stellte sich heraus, daß ein paar Doofe Knaller gezündet haben. Anscheinend sollte das witzig sein. Angesichts der Begeisterung von Prankvideos auf YouTube kein Wunder, daß Dummköpfe auf solche Ideen kommen müssen. Einen kurzen Augenblick Aufmerksamkeit erhaschend um dann aber doch schnell den Kopf wieder ein zu ziehen und die Flucht anzutreten. Ich konnte mir ein Kopfschütteln nicht verkneifen. Und doch war ich sehr erleichtert, daß es nur ein sehr dummer Scherz war. Ich entspannte mich wieder, genoß die Stimmung, die Gespräche mit alten Freunden die so schnell nichts mehr aus ihrem Heim lockt und die wunderbare Musik, die die ganze Stadt erfüllte.
Zu Hause angekommen dann der Schlag. Im Fernsehen wurde die Eilmeldung eingeblendet, daß im kaum 40km entfernten Ansbach bei einem Bombenanschlag vor einem Festival 12 Menschen verletzt wurden. 
Zu Hause ang


Mittwoch, 13. Juli 2016

Neues

Seit ein paar Tagen bin ich deprimierter Besitzer des neuen Windows 10. Was wurde darüber nicht alles schon geschrieben, gelobt, verteufelt und was weiß ich nicht alles. Nun – Ich habe es mir genau 3 Monate überlegt ob ich es wagen soll und, schließlich gilt der kostenlose Upgrade ja nur noch bis 31.7. es endlich einfach mal gemacht. Außerdem soll ja alles so bleiben wie es ist. Angeblich findet man alles da wo es vorher auch war.
Tja von wegen. Wo sind nur alle meine Lesezeichen in Firefox hin verschwunden. Oder die ganzen alten und altertümlichen Programme, die ich seit Jahrzehnten von einem Computer auf den nächsten gerettet hatte. Mein Lotus, daß ich in und auswendig kenne und deshalb nicht mit Word arbeiten will, denn dort ist alles so ganz anders. Gut vielleicht komfortabler und wesentlich umfangreicher aber auch unheimlich komplizierter und eben so garnicht wie ich es gewohnt bin. Deshalb und weil ich kürzlich aus Versehen das Wordpad gelöscht habe und es nirgendwo mehr finden kann, habe ich mir nun Openoffice heruntergeladen. Auch hier funktioniert bestimmt nichts so wie ich es gewohnt bin.
Ich merke wie ich mir immer schwerer tue mich an die neuen Entwicklungen der modernen Technik anzupassen. Irgendwann werde wohl auch ich vor dieser Kiste (oder gibt es dann garkeine Kisten auf dem Schreibtisch mehr) sitze und nicht mehr in der Lage bin das Programm meiner Wünsche zu finden. Ich werde nicht mehr mit meiner Umwelt in Kontakt treten können, denn so richtig hand- oder besser mundgemachte Unterhaltungen wird es garnicht mehr geben. Jeder sitzt nur noch vor dem Fernseher oder was auch immer den Fernseher ersetzen wird und glotzt dämlich vor sich hin, ganz individuell und vereinsamt und wird nur noch von Whatsappnachrichten oder was Whatsapp eben ersetzt hat gestört. Zwischenmenschliche Interaktion wird es nur noch in historischen Romanen, oder was auch immer diese ersetzt hat, geben und unsere Kinder werden in irgendwelchen Fachkliniken erzeugt und ausgetragen um dann in Kinderkrippen oder was auch immer Kinderkrippen ersetzt hat aufgezogen. Was gibt es auch lästigeres als Kinder? Die halten einen schließlich nur vom Youtubeschauen ab oder was auch immer Youtube ersetzt hat.
Vielleicht gibt es dann eine Gegenbewegung, die sich zu kleinen Komunen rebellischer Technikverweigerer aufs Land zurückgezogen haben und heimlich Anschläge auf die Großrechenzentren, oder was auch immer die Großrechenzentren ersetzt hat, planen. Komplett auf alle neumodischen Erungenschaften unserer modernen Gesellschaft verzichten und sogar – wie eklig- ihre Kinder selbst zeugen und aufziehen. Was für eine Welt. Ich bin ja mal gespannt wie das für mich sein wird- oder was auch immer mich bis dahin ersetzt hat.

Mittwoch, 29. Juni 2016

Selbstgespräche

Neulich ging ich am Zimmer meines kleinen Xellsbeerchens vorbei, die gerade dabei war ihrer Puppe und vier weiteren Freunden zu erklären wie man einen Tisch richtig deckt. Diese wollten nämlich partout nicht so wie sie es wollte. Sie schimpfte mit ihren Freunden und machte schließlich alles alleine. Klar eine Puppe kann ja auch schwerlich einen Kaffetisch decken. Die vier Freunde taten sich allerdings genauso schwer mit an zu packen denn es gab sie nur in der kleinen Xellsbeerchenwelt, die alles andere um sie herum verdrängte.
Ich stand eine ganze Weile in der Tür und beobachtete die Szene. Ich dachte mir, wie schade es ist, wenn man mit sich selbst reden muß. Doch wie viel schlimmer ist es doch, wenn die erdachten Freunde dann noch nicht mal tun was man will. Selbstgespräche sind normal doch ganz schön, denn die Gespräche entwickeln sich so wie man es will und es gibt selten Unerwartetes oder Wiederworte. Gerade Kinder üben dabei den sozialen Umgang mit der Umwelt und spielen Erlebtes nach. Bis zu einem gewissen Alter ist das, glaube ich ganz normal. Doch bei erwachsenen Mensch? Welchen Schaden haben Menschen die sich mit sich selbst reden. Die sich eine eigene Welt erschaffen, die genau so funktioniert wie man es sich ausdenkt und in der sie die Stars und makellos sind.
Doch hoppla. An was erinnert mich das nur. Es liegt mir auf den Fingern doch ich kanns noch nicht recht greifen. Selbstgespräche... Niemand da der wiedersprechen kann.....  Meine eigene Welt....
Ja ganau das ist ja fast wie Blog schreiben. Nur so für mich. In der alles nach meinen Regeln und Wünschen abläuft. Ich mir selber einrede was für ein tolles Leben, was für ein toller Typ ich doch bin. Ist das etwas anderes, als ein Selbstgespräch?

Freitag, 24. Juni 2016

Der Stein in meiner Tasche

Ich weiß nicht mehr wann ....
            Ich weiß nicht mehr wo .....
Seit vielen Jahren trage ich einen Stein in meiner Jackentasche mit mir herum. Zugegeben ich trage diese Jacke schon lange nicht mehr jeden Tag. Sie ist ein wenig aus der Mode und recht schwer. Ich habe sie mir damals gekauft, als jeder mit einer schwarzen Lederjacke herumgelaufen ist. Sie stand mir sehr gut finde ich und war unglaublich cool. Ich habe sie heute zufällig gesehen und da es zu regnen drohte und meine Jacke für solche Tage gerade in der Wäsche war durfte meine alte Lederjacke mit mir ins Kino. Nach dem Film bemerkte ich etwas schweres in meiner rechten Jackentasche. Ich griff hinein und fand meinen alten Wegbegleiter. Sofort hatte ich dieses Bild vor Augen: Ich stehe an einem See, oder am Meer. Die Wasseroberfläche ist sehr glatt und ich habe schon einige Steine flippen lassen. Da finde ich diesen Stein: fast genau rund. Eine Seite flach die andere ein wenig gewölbt. Der perfekte Stein für viele Sprünge. Doch ich werfe ihn nicht. Ich will ihn mir aufheben, für eine tolle Gelegenheit, vielleicht mit Zuschauern, für einen besonderen Moment. Mitlerweile hatte ich wohl schon so einige Gelegenheiten. Ich stand an vielen Seen, oder in Venedig am Canale Grande doch leider hatte ich meistens die Jacke und damit den Stein nicht dabei.
Jedes mal wenn ich meine Lederjacke in den letzten 15 Jahren angezogen habe fand ich irgendwann den Stein in meiner linken Tasche und erinnerte mich genau an dieses Gefühl. Diesen Stein hebe ich mir auf für etwas ganz besonderes. Ein - zwei mal stand ich schon an einem See und fand den Stein tatsächlich. Ich überlegte mir, ob dies wohl so ein Moment ist, für den ich den Stein aufgehoben habe. Bisher habe ich ihn jedes mal wieder eingepackt. Ein anderes Mal. Der Zeitpunkt bei dem ich sage hier und jetzt das ist die Gelegenheit, dafür habe ich dich aufgehoben... Dieser Zeitpunkt war noch nicht dabei. Noch nie haben sich bei mir die Nackenhaare aufgestellt, noch nie fing dramatische Musik an zu spielen, noch nie wollte meine Hand diesen Wegbegleiter seiner Bestimmung zuführen und über die Wasseroberfläche springen lassen.
Ich habe mich an ihn gewöhnt. Er ist wie ein alter Freund bei dem es mich aufrichtig freut ihn einmal wieder zu sehen. Ein Freund der mir ein schönes Gefühl den Rücken runter jagt. Ein Freund der so lange Zeit immer an meiner Seite war. Ich würde ihn vermissen. Warum sollte ich ihn wegwerfen, dann wären alle Erinnerungen verloren. Mich würde nichts mehr an diese seltsame Stimmung am Wasser von damals erinnern. Er würde eine leere Stelle in meiner Jackentasche hinterlassen. Und was, wenn er einfach nur mit einem lauten Plopp ins Wasser fiele? Kein einziger Hüpfer? Was für eine Entteuschung wäre das. Nach all den Jahren.
Doch eines Tages, vielleicht erst in vielen Jahren, darf dieser Stein tun, wofür er bestimmt ist.
Eines Tages wird er über die Wasseroberfläche fliegen, sie kurz berühren und weiterfliegen und immer so weiter bis er nach vielen Hüpfern und einem leichten Bogen die Wasseroberfläche durchdringt, dabei abgebremst wird und schließlich untergeht. Er wird nach unten taumeln und zu Seinesgleichen sinken und sagen: Hey Leute ich bin wieder da. Und dann vielleicht ein paar Geschichten zum Besten geben, die er mit mir in all den Jahren erleben durft. Er wird der Held unter den Steinen sein. Einer der wenigen, die weite, für Steine schier unglaubliche Reisen erleben durfte. Weise und einem für Steine ungeheuren Wissen. Er hat die Welt gesehen.
Irgendwann.
Ich weiß nicht wann...
Ich weiß nicht wo....

Mittwoch, 1. Juni 2016

Der rote Ball

Es liegt ein Ball
Auf jeden Fall
Alleine auf der Straße

Da liegt das Kind
Wie Kinder sind
Da drüben in dem Grase

Vom Spielen matt
Vom Essen satt
Schaut es nur in den Himmel

Vergisst was war
Macht sich jetzt rar
Schaut zu beim Luftgewimmel

Sieht Schafe zieh´n
Vor Löwen flieh´n
Bis da ein Drache kam

Der fängt sie alle
Mit mächtiger Kralle
Und frißt sie ohne Schahm

Es wurde draus
Ein schönes Haus
Und Vögel voller Gefunkel

Dann fliegen sie weg
In ihr bestes Versteck
Aus Angst vor der Wolke ganz dunkel

Sie ließ Tropfen fallen
Aus reinem Gefallen
Das Kind blieb einfach liegen

Es wurde ganz nass
Was für ein Spass
Fühlt jeden landenden Tropfen

Ganz warm und weich
Ist es ihm ganz gleich
Da hört es ans Fenster klopfen

Das Kind geht ins Haus
Zieht sich jetzt aus
Doch läßt es den Ball zurück

Der reckt seine Nase
Allein auf der Straße
Und denkt sich was hab ich doch Glück



Montag, 30. Mai 2016

Wie ein kuschliges Fell....

Es ist wieder so weit:  Leuchtend hellgrün wogen die Gerstenfelder und recken ihre Haare empor. Der Wind wiegt sie sacht umher und läßt Wellen durch dieses Meer aus grün wogen. Er treibt sie von einem Ende des Feldes zum anderen. Am liebsten würde ich mich hineinfallen lassen, auf den Wogen treiben und den Wolken zusehen, wie sie über den Himmel ziehen. Die Zeit vergessen. Mich selbst vergessen.
Ich stelle mich mitten in die Ären und streiche ganz sachte über die Spitzen der Halme. Ich fühle wie rauh und spietz die Haare sind. Streicht man in die richtige Richtung fühlen sie sich ganz glatt an. Sie kitzeln meine Fingerspitzen. Die Wogen schlagen vorsichtig gegen meine Schenkel. Ohne nass zu werden wate ich ein Stück weiter in die Flut und laufe dem Segelboot entgegen, das gerade auf mich zusegelt. Ebenso grün wie das Feld ist es mir erst jetzt aufgefallen. Leuchtend smaragdfarbene Segel blähen sich im Wind. Lautlos schneidet der Kiel durch die Wellen und dreht erst kurz vor mir bei. Mit einem kleinen Sprung lande ich an Bord und fühle wie der Wind erneut in die Segel greift und mich mit dem Boot davon trägt. Wir nehmen Fahrt auf. Das Deck neigt sich vor dem Wind. Immer schneller und schneller fahren wir durch die grüne See zu einem unbekannten Ziel. Unglaublich schnell... Unglaublich ruhig... Unglaublich schön

Dienstag, 17. Mai 2016

Wie wirst du einmal sein?

Ein Brief den ich schon lange in meinem Schreibtisch liegen habe:

Wie Du einmal sein wirst?
Dem Verzweifeln nahe mit deinen Kindern streitend, die genauso dickköpfig sind wie du es warst  und bist
Ob Du meinen Rat suchst?
Ob Du ihn brauchst?
Ob Du ihn annimmst?
Was für ein Mensch wirst Du werden?
Wie wirst Du einmal aussehen?
Was wird Dir in deinem Leben einmal wiederfahren?
Ich wünsche Dir nur das Beste
Viel Glück und Liebe,
Kraft und Geduld.
Und Einsicht.

Donnerstag, 5. Mai 2016

Große bunte Seifenblase

Seifenblasen sind groß, bunt und schillernd. Sie fliegen mit dem Wind zu den Wolken davon, wohin sie nur unsere Hoffnungen und Wünsche begleiten können. Alle Sorgen und Ängste bleiben zurück und nur das Hier und Jetzt zählt. Wabernd fliegt sie fast schwerelos immer höher und höher, ohne eigenen Willen und doch wird sie getragen und weicht wie von Geisterhand geführt vor großen Hindernissen aus.
Ich schicke meine Wünsche auf diese Reise. Verpacke sie in die Hülle einer Seifenblase und schicke sie auf ihren Weg, mit der Hoffnung, daß sie in Erfüllung gehen und den richtigen Platz finden, an dem sie in Erfüllung gehen sollen. Ich schau diesem Gebilde nach, beobachte wie sie an Höhe gewinnt. Oh oh sie fliegt genau auf ein Haus zu. Das war ja eine kurze Reise denke ich gerade, als eine Böe sie rettet und mit Schwung nach oben und über das Haus hinaus trägt. Puh - noch mal Glück gehabt.
Das Seifenblasenraumschiff steigt höher und höher und wird dabei immer kleiner. Bald werde ich sie aus den Augen verlieren. Wo sie wohl hinfliegt. Ob sie wohl jemand anders auch sieht? Wird sie vielleicht ein Kind glücklich machen, das dann schreit: "Oh! Kuck mal eine Seifenblase!" doch die Mutter an der Hand sieht sie nicht, denn sie muß auf den Verkehr achten. Der kleine Hund von Herrn Schulz bellt meiner Seifenblase nach und will sie fangen und bekommt dafür beinah eine Tracht Prügel von seinem Herrchen, denn er legt Wert auf Ordnung und Disziplin. Ein spinnender Hund passt da so garnicht ins Bild. Was sollen da die Leute denken.
In diese Gedanken versunken sehe ich wie ein Spatz gerade über die Blase fliegt, mitten im Flug zuckt und einen kleinen Schiß fallen läßt. Was für ein Zufall: er trifft natürlich genau meine Seifenblase die lautlos zerplatzt. Unerfüllt purzeln meine Wünsche auf die Erde zu, in Todesangst mit den Beinen und Armen rudernd. Das Gesicht zu einer Grimasse verzerrt zerschellen sie ebenso lautlos auf dem Boden. Alles dahin.
Mann! Der Wind bläßt heute wieder kalt. Er treibt mir eine Träne aus dem Auge. Genau! Der war es.
Bestimmt....

Montag, 18. April 2016

Oh wie schön ist meine Welt

Meine Welt passt mir wie angegossen. Nichts zwickt oder beißt, und wenn es doch einmal irgendwo niffelt, dauert es nicht lange und meine Welt bügelt jede Beule wieder aus. Sie ist warm, bunt und unheimlich bequem. Wenn es regnet, dann ist der Regen wunderbar warm. Ein Regen in dem man gerne spazieren geht. Den man sich ins Gesicht regnen läßt, weil es ein unglaublich schönes Gefühl ist, die weichen Regentropfen zu spüren, die den Staub und Schweiß der letzten Anstrengung wegspühlen und nur Wonne und Frieden zurück lassen. Einfach herrlich.
Das schöne an meiner Welt ist: sie paßt sich ganz meinen Bedürfnissen an. Was will man mehr. Will ich Ruhe habe ich meinen Lieblingsplatz auf der Waldlichtung mit dem warmen Stein, der vom vielen darauf sitzen, von meinem Hintern, ganz blank poliert, genau die richtige Rundung für selbigen hat. Hier erhole ich mich von meinem stressigen Leben und lasse mir nachmittags die Sonne auf den Bauch scheinen. Oder ist mir nach Gesellschaft so habe ich alle um mich, die ich gerne habe: Meine Familie, alte und neue Freunde gerade so wie ich es mir wünsche.
Für den Fall, daß mich mal was stört,wie der Lärm da drüben, habe ich einen Trick: Ich schließe die Augen und hole ganz tief Luft und plopp zerplatzt der Störenfried wie eine Seifenblase und schon herrscht wieder herrliche Ruhe. Oder die Wolke da oben die mir die Sonne versperrt - Augen zu, Luft holen und plopp Sonne komm und mach mich Neger. Oder die Fliege die mich die ganze Zeit schon nervt Augen zu - ach was da nehme ich natürlich die Hand und klatsch - Ruhe.
So wie neulich. Ich lag auf meinem Stein und dachte an nichts Böses als mir auffiel, daß irgend etwas nicht stimmte in meiner Welt. Ich machte mich auf den Weg um zu schauen was da nicht stimmte. Zuerst war mir garnicht bewusst was sich verändert hatte. Es sah alles aus wie immer doch fühlte es sich nicht mehr an wie immer. Und da sah ich es: ein Freund mit dem ich seit vielen Jahren immer wieder tolle Geschichten erlebt hatte, sah plötzlich so anders aus. Es war als flimmerte er und wellte sich an den Rändern. Er war seltsam verzerrt und als ich genauer hinsah merkte ich, daß sich unsere Freundschaftsfrequenz irgendwie verschoben hatte. Er sprach wie ein Freund, doch was er tat war nicht mehr freundschaftlich. Alles nur noch Lüge und Betrug. Daß er so gewellt aussah kam daher, daß ihn meine Welt schon abzustoßen begann. Er war auf einmal nicht mehr räumlich sonder eher wie eine Pappfigur, die zu naß geworden war und nun wie eine feuchte Tapete von der Wand zu gleiten schien. So leid es mir tat. Ich schloss meine Augen und holte tief Luft, und plopp zerplatzte die Freundschaft. Da wir sehr lange befreundet waren hinterließ dieses Plopp zunächst ein Loch in der Hülle meiner Welt und ich konnte diesen Freund noch eine Weile sehen, wie er sich jenseits meiner Welt verhielt, als gehöre er noch zu uns. Doch schon bald schloss sich das Loch und zurück blieb eine Narbe die bis heute schmerzt. Gestern kam ich zufällig wieder an der Stelle vorbei. Auf der Narbe wächst nun eine kleine Blume. Ich trat näher um sie mir genauer anzusehen und da musste ich ein wenig schmunzeln. Es war ein Vergissmeinnicht.

Samstag, 12. März 2016

Lang Lang ist's her

Gerade ist es noch dunkel, doch als er die Tür öffnet, fällt ein langer Lichtstrahl quer durch den Raum.  Staub tanzt seinen Reigen hindurch, huscht davon, sobald er den Raum betritt.
Fast acht Jahre ist es her, seit der junge Xellsbeer hier hauste. Ein Wesen, das mit dem Xellsbeer von heute so viel zu tun hat wie ein Wolf mit einem Zwergpinscher. Wie ein Piratensäbel mit einem Buttermesser.
Damals das ungezähmte wilde Raubtier immer auf der Suche nach Beute, hungrig nach Abenteuern und für jeden Unfug zu haben. Und heute der zahme Pantoffelxellsbeer. Allenfalls auf der Suche nach einem späten Vesper oder Betthupferle im Kühlschrank, zu müde um auch nur an irgendwelche Abenteuer zu denken, eher noch davon zu träumen. Ein wenig älter, ein wenig dicker, ein wenig behäbiger und um viele Erfahrungen reicher, steht er nun hier und beginnt sein früheres Leben zusammen zu packen.  Teil um Teil wandert in Kisten. Erinnerung um Erinnerung kehrt zurück um sogleich wieder von der nächsten verdrängt zu werden. Kiste um Kiste verlässt die Höhle um in Zukunft auf dem Speicher der neuen Version seines Lebens vor sich hin zu altern.
Als die Höhle ganz geräumt ist, blickt er noch einmal wehmütig zurück. Was war das doch für eine tolle Zeit. Er wünscht sich für einen Augenblick zurück. Da überfällt ihn ein Gefühl. Ein Was-weiß-ich-was.  Eine Ahnung,  dass das Leben von damals nicht mehr zu unserm Xellsbeer passt, wie sein alter Ausgehanzug von damals, mit dem scheckigen Muster.  An der Brust viel zu eng, zwickend im Schritt und der Stoff hat schon damals immer so gekratzt. Eine Ahnung, dass der Xellsbeer von damals vielleicht doch nicht ganz so wild war und der Xellsbeer von heute vielleicht doch nicht so ganz zahm?

Liebe Anke

Liebe Anke,

feige hast Du dich aus meinem (Arbeits)leben gestohlen. Du hast mich verlassen. Alleine gelassen. Ohne auch nur einen letzten gehässigen Gruß des Abschieds. Hattest keinen Gedanken an eine letzte Boshaftigkeit oder wenigstens einen bösen Blick aus deinen vom Alkohol wässrig gewordenen Augen für mich übrig.
Wir waren doch so gute Feinde. Hatten unsere täglichen Rituale. Unserer kleinen Momente die uns den Arbeitsalltag versüßten. Wie soll es nun werden ohne deine kleinen Nicklichkeiten schon am frühen Morgen. Wie werde ich es vermissen, daß mein Stundenzettel täglich nach hinten gewandert ist, obwohl mein e vor deinem l einzuordnen gewesen wäre. Ich traue mich nicht mir vor zu stellen wie es werden soll, wenn Du mir nicht mehr einen deiner brennenden, ja sogar tötenden Blicke über den Pass schicken kannst, der mir auch in 15 Meter Entfernung noch den kalte Schauer den Rücken hinunter jagt so daß ich mich sofort zu Dir umdrehen muß. Nie mehr dein straßenköterfarbenes Haar, das nur du so einzigartig pekinesengleich tragen konntest belächeln, nie mehr deinen ganz speziellen Duft aus Rotwein und Nikotin erleiden zu dürfen macht mich traurig, hilflos, ja läßt mich am Sinn meines Daseins zweifeln. Welchen Grund könnte es für mich noch geben täglich zur Arbeit zu gehen. Wozu die Mühen des Weges auf mich nehmen, wenn doch der einzige Grund zu existieren nicht mehr da ist. Nie mehr dein eisiges Schweigen als Antwort auf mein fröhliches "guten Morgen". Kein gehässiges Grinsen, wenn mir wieder ein mal ein Fehler unterläuft.
Was soll nur aus all deinen Vasallen werden, die Du immer mit eiserner Hand zum Rauchen geführt hast damit sie auch ja keine Gelegenheit haben sich gegen Dich zu verbünden oder auch nur den Hoffnungsschimmer auf ein besseres Leben ihr eigen nennen könnten. Sie werden nun elendig dahinsichen und bald eingehen, nun da sie deiner unbarmherzigen Knute beraubt und führeungslos in unserem Betrieb umherirren, auf der Suche nach jemandem der sie grob bei Seite stößt oder endlich wieder einmal zur Schnecke macht . Doch dieses Unterfangen ist aussichtslos, denn keiner wird je deine Gnadenlosigkeit oder Verachtung auch nur ansatzweise zelebrieren können. Mir graut davor was aus diesen jungen hübschen Dingern werden wird, die hoffnungsvoll zu Dir aufgesehen haben, in der Hoffnung zumindest mit Verachtung geschlagen zu werden.
Nein liebste Anke so hätte es nicht kommen dürfen. Dein Ende kam so plötzich und unvorhersehbar für mich, daß ich mich fühle, als wäre mir das Herz herausgerissen oder doch zu mindest der Teil der für all das schlechte in mir zuständig ist. Werde ich jemals wieder jemanden so hassen können? Jemanden von tiefstem Herzen nur das Schlechteste wünschen. Ich glaube nicht. Die Gefühle die Du im Stande warst in mir zu wecken gehören Dir. Sie werden uns für immer bleiben in unseren Gedanken und Träumen. Dort werden wir uns glücklich wiedervereint begegnen. Unsere Albträume werden uns zusammenführen und uns schweißgebadet aufwachen lassen. Schreiend und weinend in sehnendem Verlangen.
In diesen Gedanken schreibe ich Dir diesen Abschiedsbrief und wünsche Dir aus tiefstem Herzen nur das Schlechteste und die Pest.
Dein dich sehnlichst vermissender
Xellsbeer